Die französische Provinz Lothringen südlich von Luxemburg und westlich des Elsass hat enorm viel zu bieten. Für Kunstkenner etwa den eindrucksvollen
Stephansdom in Metz, oder die Jugendstil-Schule von Nancy, für historisch Interessierte die Schlachtfelder des I. Weltkrieges um Verdun oder die Reste der
Maginotlinie, für Freunde der Gastronomie die originale Quiche Lorraine und die vielen Mirabellen-Rezepte und für Naturliebhaber sogar ein
Weltnaturschutzgebiet, um nur einige Dinge zu nennen. Aber Lothringen ist auch ein Land der Quellen, und da, wo sie sprudeln, hat sich überall ein reger Badebetrieb
entwickelt. Das begann schon mit den alten Römern, die am keltischen Ort der Mediomatriker (daher der Name Metz) Badethermen anlegten. Ihre eindrucksvollen
Reste sind heute unter dem Musee de la Cour d'Or (Goldhof) zu besichtigen. Für die Gegenwart aber sind die Quellen bedeutender, die vor Jahren nördlich von
Metz entdeckt wurden und dem bis dato eher verschlafenen Städtchen Amnéville zu seinem vielversprechenden Beinamen "Amnéville les-Thermes" verhalfen.
Der hier praktizierende Arzt Dr. Jean Kiffer erkannte bereits früh die positiven Eigenschaften des wohltuenden Quellenwassers für seine Patienten und in
weitsichtiger Art auch die darin liegenden Chancen für die Entwicklung der lange unbedeutenden Provinzstadt. Als in den 70er Jahren das wirtschaftliche
Rückgrat der Stadt, die einstmals florierende Eisenproduktion allmählich zum Erliegen kam, nutzte man die Chance, die die durch Zufall gefundene Quelle St.
Eloy bot, und baute nacheinander drei große SpaAnlagen im Wald von Coulange. Kiffer, der wohl kühnste Visionär der Stadt, hatte auch die geniale Idee,
dass sich diese Wasservergnügungsanlagen mit einem konzentrierten Angebot von Unterhaltungsangeboten aller Art zu einem riesigen Thermal-und-Entertainment-Zentrum
vereinen sollten.
Am 21. Januar 1974 eröffneten die ersten Anlagen, 1986 begann man mit dem Kurbadebetrieb. Daraus ist heute in reizvoll grüner Umgebung ein riesiges,
60 ha großes Freizeitzentrum mit rund 30 Attraktionen geworden, die jährlich 4,5 Millionen Besucher anziehen und 1000 Arbeitsplätze generiert haben: dem
mindestens zweitschönsten Zoo Frankreichs, einem Aquarium mit seltensten Fischen, einem der besten Abenteuerparks Frank¬reichs (in dem Jung und Alt, gut angeseilt,
in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden erproben können, als menschliche Eichhörnchen durch die Baumkronen der ebenso alten wie hohen Bäume zu klettern,
einem originellen Motorrad-und-Fahrradmuseum, einer Gastromeile mit angenehmen Biergärten, einem Spielcasino, einem Kino¬zentrum, einem Imax-3D-Spezialkino
(mit einer Leinwand, die größer ist als zwei Tennisplätze), einem Kinderfreizeitpark, einem See mit Tretbooten, einem Eislaufstadion, einem
Bowling-Billard-Squash-Spiel¬zentrum, Mini-Golf, GolfKursen, einer Kinder-Pferderanch, einer Sommerrodelbahn, einem Congresscenter, einem Kunstmuseum und einer riesigen
Mehrzweckhalle, der zweitgrößten Frankreichs, in dem fast immer die Tourneen weltbekannter Künstler beginnen. In nächster Zeit ist sogar noch eine
Ganzjahreshallenschipiste geplant.
Aber neben der Unterhaltung wird auch allerhand für Gesundheit und Fitness geboten. Für das tägliche Badevergnügen existiert das Hallen-Freibad "
Piscine Olympique" mit drei, darunter einem olympischen Becken, zwei langen Rutschen, und einem guten Aquagymangebot. An Sommerwochenenden sind hier schon mal bis zu
2500 Besucher zu finden.
Der ernsthaft an Muskelaufbau Interessierte geht ins 2002 eröffnete "Fitnessium", einem nach modernsten Erkenntnissen entwickelten, hervorragend mit neuesten
Maschinen, Solarien und Infrarotkabinen ausgerüsteten Fitnessstudio. Die Work-Out-people können bei schönem Wetter dank eines neuartigen
Schiebedaches frische Luft und schöne Aussicht geniessen; auch auf der 350qm großen Terrasse kann Sport getrieben werden.
Wasser wird natürlich ganz groß geschrieben in der sympathischen Thermalstadt Amnéville und der Kern des nur wenige Autominuten von der City entfernten
Thermen- und Freizeitzentrums sind drei Spa-Anlagen:
Im Centre Thermal Saint Eloy ist die medizinische Rehabilitation zu Hause. Hier wird Patienten geholfen, die an Rheumaerkrankungen, Spätfolgen von
Knochengelenkverletzungen und Erkrankungen der Atemwege leiden. Das schmerzstillende und entzündungshemmende Heilwasser der Quelle "St. Eloy" entspringt in einer
Tiefe von 900 Metern und weist eine Temperatur von fast 41 C auf, es ist reich an Salz, Kalzium, Magnesium und Spurenelementen. Kuren von 6 bis 18 Tage sind möglich;
14.000 Kurpatienten kommen jährlich. Auf der Liste der besucherreichsten französischen Kur/Bäder-Einrichtungen steht es immerhin auf dem 10. Platz.
(Das Thermalzentrum ist von Anfang März bis Anfang Dezember geöffnet.)
Thermopolis, die "La cité de l' eau", ist eine ausgesprochen beliebte Thermalvergnügungsstätte bei den Einheimischen und Wellnesstouristen, wie die
Besucherzahlen belegen (1996 im Eröffnungsjahr 0.29 Mio Gäste, 2003 0.47 Mio Gäste, ca. 20 % sind Deutsche). Den Erbauern ist es geglückt, eine
Synthese aus Volksbad, Erlebnisbad und Thermalbad zu schaffen. Hier ist Entspannung Unterhaltung und umgekehrt. Wasservergnügen und Wohlbefinden gibt es in allen
Formen bei angenehmen 32 Grad warmen Thermalwasser innen und 36 Grad außen. Jacuzzis, Geysire, verschiedenste Unterwassermassagedüsen, Strömungskanal, auch
die Möglichkeit, mit leichter Gegenströmung zu schwimmen, Fußbäder für Wechselbäder, warme, ägyptisch thematisierte, Marmorsteine,
Hamans (45 Grad), finnische Saunen (80 bzw. 90 Grad), – hier ist wirklich auf 3.700 qm eine Vielfalt vorhanden, die die „Wasserstadt“, schön unter einem Glasdach
gelegen, besonders abends zum Treffpunkt für alt und jung macht. (Eintritt 9,50 E für 2, 12,20 E für 3 Stunden; geöffnet ganzjährig ausser
Weihnachten/Neujahr; Kinder unter 4 Jahren nicht erlaubt).
Villa Pompeii. Die eindrucksvollste Anlage ist zweifellos die 2003 eröffnete "Villa Pompeii", mit ihrem Slogan "Le bien-être est un art" (Wohlfühlen ist
eine Kunst). Sie liegt dekorativ auf einer kleinen Anhöhe neben dem Fitnessium - die langgezogenen Stufen zum tempelartig angelegten Rezeptionshaus säumen
mediterranes Ambiente vermittelnde Scheinzypressen Es ist das letzte Gebäude in der Reihe der vielen Attraktionen des Freizeitareals vom Amneville - hier wird der
Besucherstrom geringer - was natürlich auch mit den Preisen zu tun hat, die hier bezahlt werden müssen. Entworfen vom Architekten Antoine Pagnoux, steht die
Villa Pompeii für gesundheitsbezogenen Luxus, persönlichen Erholungsstil, privilegiertes Wohlfühlen.
Die schön ausgestattete Rezeption erinnert eher an das Entree zu einer Schönheitsfarm als an das eines umtriebigen Spaßadbetriebs (wie bei Thermapolis).
In diesem lichtdurchfluteteten Rundbau, für das die typischen Materialien der Region – Quarz, Granit – verwendet wurden, erhält der Gast von sehr zuvorkommendem
Personal die Anweisungen für die Benutzung, ein modernes magnetisches Locker-Armband (das auch die Zeitabrechnung übernimmt) und auf Wunsch Bademantel
und Handtücher. Ein seitlich verglaster heller Flur führt in den Umkleidebereich (Marmortische, Ablagen - auch mit Frisurtischen und Fönen)
und seinen über 200) Lockers. Villa Pompeii setzt auf individuelle Betreuung und wartet entsprechend mit ausreichend Personal auf.
Es folgen fünf großzügig gestaltete Duschkabinen; allerrdings mangelt es hier an Ablagemöglichkeiten für Handtücher während der
Vorwaschphase. Auf die obligatorische Dusche achtet das Personal hier penibel.
Ein kurzer Couloir führt vom Duschbereich zur großen Bäderhalle, die „Agora Thermale“: sie vermittelt mit ihrem Deckengemälde (römische
Wassergöttin) den Eindruck eines römischen Tempels, große Fensterfronten nach drei Seiten lassen den Raum luftig und lichtdurchflutet wirken. Es wird sehr auf
Ruhe geachtet, was auch sinnvoll ist, denn die „römische“ Raumakustik schafft auch Hall. Herzstück ist ein großer zweigeteilter Pool. Über allem wacht
ein ständig besetztes Bademeisterhäuschen.
Im ersten Pool sind hier symmetrisch rechts und links der Einstiegstreppe anatomisch geformte Ganzkörper-Unterwassermassageliegen angebracht. Sanfte, an der
Wasseroberfläche befindliche Kaskaden am Beckenrand sorgen für eine sanfte Unterwassernackenmassage,
Der rechte hintere Bereich der Halle beherbergt ein weiteres großes Becken - deutlich wärmer (35 Grad) und nicht zur Schwimmbewegung angelegt; mit Geysiren und
Massagedüsen. Rechts und links vom großen Schwimmbecken gibt es zwei Whirlpools für je sechs Personen, sowie angewärmte Marmorsteine zur Entspannung.
Weiter hinten befinden sich ein Ruheraum - recht funktional, eher etwas „kühl“ gestaltet. Eingang zur Schönheitsoase mit einem soliden Angebot an Massagen,
Gesichtsbehandlungen, Cellutisanwendungen etc.
Vom Pool in der Agora kann man durch zwei Schleusen gemütlich nach draussen schwimmen. Hier eröffnet sich ein schönes rundes Außenbecken, mit insgesamt
drei weiteren angeschlossenen Rundbecken. Wohlig treibt einen die langsame Strömung zu den Massagedüsen, für Oberschenkel, Knie, Rückenmuskulatur
und Gesäß. In den kleinen angedockten Rundbecken widmet man sich dank sanfter Nackendüsen speziell der Entspannung der Nackenmuskulatur.
Der Saunabereich besteht aus zwei gleich gestalteten Saunen, einem Haman und einem Ruheraum. Die Saunen sind auf 80 Grad C eingestellt, eine davon wird aber auch
bisweilen auf 60 Grad als Biosauna genutzt. Die großzügig angelegten Saunakabinen haben eine Kapazität von 20 Personen; auf schnörkelige Dekors hat man
hier verzichtet; die Böden sind nicht mit Holz, sondern mit Fliesen ausgelegt, was sie dem Neuling eher heiß erscheinen lässt. Unmittelbar neben den Saunen der
Abduschbereich mit drei normalen, zwei Schwallbrausen, sowie freie Sitzgelegenheiten für Fußbäder und eine Erlebnisdusche mit den Alternativen Tropical Rain
und Ice Rain.
Ein kleiner Parallelgang vom Eingangsbereich führt zum Haman, der Marmor und Fliesen kombiniert. Auch der Haman ist schnörkellos funktional gestaltet,
es findet auch keine musikalische Untermalung oder Erlebnisbeleuchtung statt – man merkt, hier soll nicht mit Schnickschnack vom Sinn des Eigentlichen abgelenkt werden.
Die Warm- und Kaltbecken für die Relaxation nach der Sauna sind wohl die am einfallsreichen und liebevollsten gestalteten Elemente der ganzen Villa Pompeii,
sie sind mit Fliesen verziert: Säulen, heruntergezogene Decken vermitteln Höhlen- bzw. im Kaltbereich Grotten¬charakter. Der Kaltbereich ist in Fliesen in
verschiedenen Blautönen mit spitz zulaufenden Fliesenzacken gestaltet, während das Warmbecken mit verschnörkelten Ornamenten, auch mit warmen
Gold-Grün und Rottönen ergänzt ist. Beide Becken ermöglichen kurze Schwimmbewegungen.
Der Außenbereich ist von zwei Seiten zugänglich. Auf der linken Seite der Halle gelangt man direkt in den angelegten Garten. Die kleinen Wege, das Gras,
die nur kniehohen Pflanzen vermitteln klare Linien, sorgen für Ruhe.
Villa Pompeji ist ein Luxusthermalbad, an dem besonders die Ruhe positiv auffällt, die es ausstrahlt, und die zelebrierte Individualität, die hier zu genießen
ist - „Thermalisme á la carte“. Jedem sein eigenes Wohlbefinden lautet die Devise, und das erwiesen gesundheitlicher Wirkung des Wassers, dem Heilkraft bei arthritischen
und rheumatischen, sowie gynäkologischen und dermatologischen Indikationen bescheinigt wird.
Sehr gewöhnungsbedürftig sind die Bekleidungsvorschriften in den Thermenwelten Amnévilles. Badeshorts für die Herren sind nicht erlaubt,
es muß eine richtige Badehose sein. Dass die Saunen nur badebekleidet betreten werden dürfen, erklären Ortsansässige mit einer ausgeprägt
prüden Mentalität der auch sonst als eher bodenständig geltenden Bewohner Lothringens.
Villa Pompeii
Öffnungszeiten: von 9.oo (10.oo) bis 22:oo, ganzjährig mit Ausnahme der Weihnachts- und Neujahrsfeiertage. - Preis für ein 3-Stunden-Ticket 26 E,
wochentags 21 E – Zutritt nur für Erwachsene (ab 18 Jahren). Preisbeispiel: Klassische Massage 49 €, Algenpackung 32 €, Cellulitiskörperbehandlung 45 €.
Weitere Auskünfte, auch deutschsprachig: Office de Tourisme, Rue de la Source, F-57360 Amneville-les-Thermes, Tel. 0387701040, EM: office@amneville.com.;
www.amneville.com, Office de Tourisme Metz, Mme Valentine Vernier, 2 place d'Armes, F-57007 Metz, Tel. 03 87 36 59 43, EM: tourisme@ot.mairie-metz.fr,
www.tourisme.mairie-metz.fr. - VILLA POMPÉI Centre thermal et touristique, Avenue de l’Europe, F-57360 AMNEVILLE LES THERMES Tel.: 0387 709920 -
fax: 0387 709929 , www.Villapompei.com
Verfaßt im September 2004